Vom 1. zum 2. Blick

Heute bin ich auf meiner Walkingrunde zum wiederholten Mal durch einen abgeholzten Fichtenbestand gelaufen und wie immer kam ich mir vor, wie in einem Naturkatastrophengebiet. Dieses Mal wollte ich mich aber nicht von dem Anblick frustrieren lassen und habe ganz genau hingesehen, ob sich nicht in all dem Kaputten und Chaotischen irgendetwas Schönes und Neues finden lässt. Und siehe da, es hat funktioniert. Inmitten der Baumstümpfe und dürren Äste wachsen kleine neue Bäume nach.

Ermutigt habe ich meinem Weg fortgesetzt und weitergesucht, ob ich nicht auch an anderen auf den ersten Blick dürren, noch winterkargen Stellen, bei genauerem Hinsehen etwas Frisches, Neues entdecken könnte. Ein höchst befriedigendes Ergebnis stellte sich ein.

Aus anderen Lebensbereichen kenne ich es und Du wahrscheinlich auch, dass beunruhigende, hässliche, unangenehme Dinge in den Mittelpunkt unserer Wahrnehmung drängen und sich dadurch Sorgen, Unsicherheit, Angst oder Hilflosigkeit breit machen. Ich habe heute die Wirksamkeit genaueren Hinsehens erfahren. Ein Perspektivwechsel, ein sich auf die Suche machen nach dem Nachwachsenden lohnt sich. In der Bibel, in Jesaja 43,19 sagt Gott: „Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr´s denn nicht?“ Wir brauchen mit unserer Aufmerksamkeit nicht bei dem Kaputten und Bedrohlichen stehen bleiben, wir können es wahrnehmen, dann genauer hinsehen. Meine Walkingrunde hat heute deutlich länger gedauert, weil ich auf den 2. Blick immer wieder etwas Neues gefunden habe. In der ganzen Zeit bin ich nicht dazu gekommen, mir über irgend etwas Sorgen zu machen. Das ist ein großer Vorteil bei der Suche nach den kleinen Schönheiten: die Gefühle folgen dem Denken nach und wenn ich beschäftigt bin mit dem Suchen und Entdecken von Gutem, dann kommt genau das in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit und Gefühle von Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen in Gott können Raum gewinnen. Meine Stimmung ist jedenfalls gestiegen.

Diese Erfahrung hat mich ermutigt und so wünsche ich Dir und mir für die nächste Zeit bei unangenehm beeindruckenden Wahrnehmungen in welchen Lebenssituationen auch immer, einen zunehmend geübten 2. Blick für die gleichzeitig guten, vielleicht noch kleinen Dinge und Schönheiten im Alltag.

Gott segne Dich.