Heute hat in unserer Gemeinde zum ersten Mal für dieses Jahr ein Präsenzgottesdienst stattgefunden. Deswegen habe ich heute auch zum ersten Mal die Jahreslosung an der Wand gesehen. Miriam Fehler hat das super designt und mein Blick wanderte während des Gottesdienstes immer wieder dorthin.
Okay, wenn ich barmherzig bin, richte ich nicht, sondern bin betroffen und überlege, was für ein Handeln von mir jetzt gefragt ist. Es gibt ja im Zusammensein mit anderen Menschen immer etwas, was den eigenen Unwillen erregen kann, oder? Wie gut, wenn ich dann barmherzig sein kann. Ein barmherziger Blick ist ein wohlwollender Blick. Den hat Gott, mein Vater im Himmel, auf mein Gegenüber und ich habe ihn hoffentlich auch immer häufiger. Was mir hilft barmherzig zu sein, ist mein eigenes Angewiesensein auf Vergebung und Barmherzigkeit. Wenn ich daran denke, wie Gott jeden Tag so geduldig und liebevoll immer wieder an den gleichen Macken mit mir barmherzig ist, fällt es mir leichter mit Anderen auch barmherziger zu sein. Gerade habe ich mir den Vers im Zusammenhang durchgelesen. Die Aufforderung zur Barmherzigkeit ist an dieser Stelle wohl auf den Umgang mit anderen Menschen bezogen.
Als ich eben draußen unterwegs war und den Weg zur Ischeroth (unser Hausberg) hinauf keuchte, beschäftigte mich aber noch ein anderer Gedanke im Zusammenhang mit diesem Vers. Sind gerade wir Königstöchter nicht oft sehr unbarmherzig mit uns selbst? Kritisieren wir uns nicht häufig gerade an Stellen, die sich unserem Einfluss entziehen, wie z.B. Nase zu lang oder zu kurz, Beine zu kräftig oder zu schmal? Verurteilen wir uns nicht immer wieder dafür, wenn wir unseren eigenen Erwartungen nicht gerecht werden, die wahrscheinlich viel höher sind, als alle Erwartungen anderer Menschen an uns, wie z.B. Sauberkeit der Fenster, allen wahrgenommenen Bedürfnissen gerecht werden? Fühlen wir uns nicht öfters schlecht, wenn wir nicht so sind, wie wir gerne wären, also ohne Fehler, Macken und Unvollkommenheiten? Gott, unser Vater im Himmel hat den wohlwollenden, betroffenen Blick, mit der Bereitschaft für den Menschen zum Positiven zu handeln, auch für Dich und mich. Es ist so unendlich befreiend, barmherzig mit mir selbst zu sein und den Vollkommenheitsanspruch los zu lassen. Auf diese Art sind Veränderungen sogar eher möglich.
Du und ich, wir können barmherzig sein, wohlwollend im Umgang mit Anderen und uns selbst und vertrauen auf Gottes barmherziges Handeln, der jede von uns liebevoll im Blick hat.
Gott, der barmherzige Vater im Himmel segne Dich.
Mir geht es auch manchmal so, dass ich mit mir viel strenger bin als mit anderen. Dann hilft mir ein Trick: Ich stelle mir vor, meine Freundin wäre so streng zu sich selbst und sie würde es mir erzählen. Dann bin ich viel großzügiger zu ihr und kann sie viel eher ermutigen, als mich selbst. Auf diese Weise hilft es mir, auch mir gegenüber barmherziger zu sein.
Das Interessante am Bibelstudium über den Vers ist, dass Gottes Wesen barmherzig ist. Und wir haben die Chance, uns dem angleichen zu lassen. Stellt euch Mal vor, wie es wäre, wie Gott barmherzig zu sein...
Die Welt um uns würde sich verändern :)