Foto.Damaris Molnar
Mein Tulpenstrauß ist fast verblüht. Gerade löst sich ein Blatt aus der immer noch zartrosa glänzenden Blütenkrone. Zu meiner Überraschung entdecke ich ein lebendiges Inneres, wohl geordnet in frühlingsgrün , leuchtendem Gelb und zartem Weiß. Mich erstaunt die angenehme Ordnung im Innern der vergehenden Blüte und ein Satz aus Sprüche 31 fällt mir ein:
„Sie strahlt Kraft und Würde aus“.
Dieser Satz aus der Bibel spricht nicht von einer alternden Tulpenblühte, sondern von einer tatkräftigen Frau, mit ihren vielfältigen Rollen und Aufgaben.
Meine 94-jährige Nachbarin ist so eine würdevolle Frau, mit innerer Stärke. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit ihr. Vor vier Monaten ist sie ins Altersheim gezogen, raus aus ihrem selbstgebauten Haus mit vielen Erinnerungen an ihren Mann, weg von ihrem Blumengarten, der liebgewonnen Nachbarschaft, weg von der alten riesigen Eiche, weg vom eigenständigen Leben. Nun wohnt sie in einem Zimmer, wo kein eigenes Besteck erlaubt ist. Ihr fehlen nicht nur Dinge, sondern auch die alltäglichen Arbeiten und Aufgaben. Was für eine Umstellung. Weggebrochen, wie die Blütenblätter meiner wunderschönen alternden Tulpe, sind viele Bereiche, die Ihr Leben ausmachten. Und ich entdecke ein kraftvolles Inneres. Ihre aufmerksame Haltung, wenn sie Menschen begegnet, ihre Hilfsbereitschaft und ihre Dankbarkeit leuchten nach außen. Sie muntert Neuankömmlinge auf, bietet ihnen ein Gespräch an, zieht die Gardine weg um den schönen Sonnenuntergang, der für sie ein Geschenk Gottes ist, für alle sichtbar zu machen. Auch die Mitbewohnerin im Rollstuhl, dreht sie in Richtung Sonne. Wenn ich meine Nachbarin besuche und an ihre Tür klopfe, ruft sie nicht einfach: “Herein!“ Nein, sie steht auf und öffnet mir die Tür und bittet mich fröhlich und höflich herein, um mir dann den Mantel abzunehmen und mir ein Glas Wasser anzubieten. Sie drückt ehrlich aus, dass ihre neue Lebenssituation nicht einfach ist. Es gibt wenig Gesprächsmöglichkeiten und nur selten ist ein Spaziergang an der frischen Luft, im eigenen Tempo möglich. Sie erzählt mir von ihrem Abendgebet. Die guten Erlebnisse, die Einsamkeit, die Kinder und Enkel werden vor Gott ausgebreitet. Das Gespräch mit Gott bringt sie wieder in innere Balance.
Auch diese Dame, in ihrem Frühlingskostüm, ist für mich eine Frau, mit lebendigem Inneren und mit Stärke.
Sie hatte, wie ich, im April Geburtstag. Ich habe einige Zitate von Queen Elizabeth gesammelt, die etwas von ihren inneren Werten wiedergeben und die mich ermutigen ordentlich und kraftvoll zu leben:
„Wir alle müssen ein Gleichgewicht finden zwischen Handeln und Nachdenken.“
„Arbeit ist die Miete, die man zahlt für den Raum, den wir auf dieser Welt bewohnen.“
„Mein Ehemann war ganz einfach meine Stärke und meine Stütze in all diesen Jahren und ich schulde ihm mehr, als er je beanspruchen würde.“
«Für mich ist das Leben von Jesus Christus, dem Friedensfürsten, dessen Geburt wir heute feiern, eine Inspiration und ein Anker in meinem Leben. Als Vorbild für Versöhnung und Vergebung hat er seine Hände in Liebe, Annahme und Heilung ausgestreckt. Das Beispiel Christi hat mich gelehrt, alle Menschen zu respektieren und wertzuschätzen, ganz gleich, ob sie gläubig sind oder nicht.» (aus der Weihnachtsansprache 2014)
Elizabeth II., hat versucht verantwortlich und dienend zu leben. Das sind zwei Grundpfeiler einer gesunden und geordneten Persönlichkeit. Diese Haltung hat sie mit vielen Menschen in Verbindung gebracht. So wurde sie inspiriert und ist bis heute Inspiration für viele Menschen.
Es ist so angenehm mit Menschen zusammen zu sein deren innere Ordnung wohlig nach außen strahlt.
Auch dieser Satz stammt von Queen Elizabeth:
„Würde ich beige tragen, wüsste keiner, wer ich bin.“
Dieser Satz bringt mich zum Lächeln und macht mich nachdenklich. Wer bin ich? Was für ein Inneres strahlt nach außen? Lebe ich als Königstochter meines Gottes?
„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Zaghaftigkeit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ 2. Timotheus 1,7
Drei Königliche Geschenke: Kraft, Liebe, Besonnenheit
mit denen es sich würdevoll leben lässt. Manchmal vergesse ich sie einfach zu nutzen. Manchmal finde ich sie fast unheimlich, eben dann, wenn viele Menschen um mich herum ängstlich und hoffnungslos sind. Und ich an den Satz aus 2. Timotheus 1,7 erinnert werde. Damit sagt Gott mir: „Ich bin da, mitten in deinem Alltag. Du hast mich eingeladen. Darum bin ich mit meiner Kraft da. Du musst nicht kopflos reagieren. Du darfst ruhig werden. Damaris, du darfst dich auf mich besinnen. Du gehörst zu meiner königlichen Familie. Ich bin reich und mein Reichtum und meine wohltuenden Ordnungen sind für dich!“
Gott möchte uns segnen. Er lädt uns ein seine Kinder zu sein,
damit sein Geist in unserem Herzen wirksam wird und unser Leben,
Kraft und Würde ausstrahlt.
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