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AutorenbildBirgit

Anerkennung


Heute morgen schneidet mein Mann das von mir mit großem Aufwand gebackene Sauerteigbrot an. Während ich den Kaffee aufschütte frage ich: „Und? Wie ist es?“

Und er: „ Jo, sieht gut aus.“

Gestern um 8.30 Uhr hab ich angefangen des Brot zu machen, es immer wieder gehen lassen, gewalkt, geklappt, getätschelt und Abends um 19 Uhr dann endlich abgebacken. Und er : „ Jo, sieht gut aus.“

Ich hab darauf hin mit einem Augenzwinkern geantwortet mit:“ Hallooo??? Könntest Du bitte auf mein großes Bedürfnis nach Anerkennung eingehen und mich gebührend loben?!“

Er lacht und sagt etwas wie: „ Es ist wirklich ein tolles, wunderbar knuspriges Brot geworden! Gut gemacht!!!“ Und wir lachen.


Letztes Jahr im September waren wir auf einer christlichen Motorradfreizeit in Südtirol. Jeden morgen vor der Ausfahrt hatten wir Bibelarbeiten mit unserem Freund Hans. Es ging um Josef und seinen vorbestimmten Weg. Auch um seine neidischen , fehlgeleiteten Brüder (evtl. komme ich bei einem späteren Blogeintrag nochmal auf dieses Thema zurück, ein Aspekt daraus hat mich sehr betroffen gemacht).

In diesem Zusammenhang sagte er den Satz: „ Uns Männern stehen oft die drei Gs im Weg, um ein gutes Verhältnis zu Gott zu bekommen: Girls, Gold & Glory ( Frauen, Gold & Ruhm)“

Und den Frauen? Ich kann nur von mir sprechen, dass ich – abgesehen von meiner frühen Teenagerzeit, in der zwanghaft und schnell wechselt verliebt war, nur um irgendwo jemanden zu finden, der mir sagt, dass ich toll bin- relativ unangefochten in meiner Ehe leben durfte. Klar gab es da auch Ups & Downs, aber ich bin sehr dankbar, dass die große „Anfechtung“ ausgeblieben ist.

Geld bzw. Stand sind mir früher wichtig gewesen, da aber durch unsere Lebensumstände andere Werte wichtig wurden, hab ich das irgendwann abgelegt.

Neid ist toxisch.


Aaaber das dritte G: Glory, Ruhm und Anerkennung - da piekt es mich!

Schon als Kind habe ich mich minderwertig gefühlt und hab die Anerkennung meiner Eltern und meiner älteren Geschwister gesucht. Da ich soviel jünger war, fühlte ich mich wie so eine Art Trittbrettfahrer in unserer Familie- nur dabei und nicht mittendrin. Auch bei Freunden fühlte ich mich immer als das schwächste Glied und die, auf die man am leichtesten Verzichten konnte. Vielleicht hat sich aus diesem Empfinden ( und ich sage das jetzt als Erwachsene im Rückblick, das war nur MEIN Empfinden), diese große Sehnsucht nach Anerkennung entwickelt.

So entwickelte ich unbewusst Strategien um möglichst viel Lob zu ernten:

  1. Ich machte nichts, wo ich hätte versagen können, um mich nicht zu blamieren. Schon im Kindergarten hatte ich Angst beim Purzelbaum zu versagen, deshalb hab ich mich damals verweigert, um es dann erst mal zuhause auf dem Wohnzimmerteppich zu üben. Diese Strategie habe ich über die Jahre noch verfeinert und auf viele Aspekte meines Lebens angewandt. Erst in meinen späten 30igern hab ich das loslassen können und „wage“ jetzt auch schon mal was. Versagen ist gar nicht schlimm!

  2. Ich hatte ein ausgeklügeltes, unbewusstes System, um für mich „Lobpudeleien“ zu generieren. Im Kunstunterricht z.B. wartete ich nur darauf, das jemand vorbeikam und meine Bilder lobte. Ich daraufhin “ Nein, das ist doch nichts!“ Die andere: “Doch Birgit, das ist sooo toll und kannst soo super malen- ich könnte sowas nie!!“ Ich:“ Ach, quatsch, das kann doch jeder!“ Sie:„ Nein, du hast sooo ein Wahnsinns Talent!!!Unglaublich!“ Und schwups, fühlte ich mich gut.

Es ist mir echt grad ein bisschen peinlich, das so offen zu schreiben, aber ja, so war ich damals und es ist immer noch meine Baustelle : Ich definiere meinen Wert über das, was ich leiste, bzw. über die Anerkennung, die ich dafür bekomme. Das dritte G, die Glory ist mir viel zu wichtig!!!

Die Gaben und guten Eigenschaften, die ich habe kommen doch nicht von mir! Die habe ich doch von meinem Schöpfer erhalten. Alles was mich ausmacht, was mich Besonders macht, hat Gott sich doch ausgedacht. IHM gebührt die Ehre, der Ruhm, die Glory dafür!


Du hast alles in mir geschaffen und hast mich im Leib meiner Mutter geformt. Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl. Du hast zugesehen, wie ich im Verborgenen gestaltet wurde, wie ich gebildet wurde um Dunkel des Mutterleibes.

Psalm 139,14-15


Wenn ich das erkenne, dann entsteht eine tiefe Dankbarkeit und ich fühle mich dem HERRN sehr nahe. Die Beziehung zu IHM wird stärker. Er hat mir bestimmte Gaben gegeben, damit ich sie ausleben kann, damit ich auch anderen damit Gutes tun kann. Dass ich auf mein „Werk“ schauen kann und mich gut damit fühle. Wenn ich diese Gaben durch üben und harte Arbeit verfeinert habe, dann darf ich mich daran freuen und auch mal stolz drauf sein. Gott gönnt mir das! Er freut sich mit, wenn ich Anerkennung für etwas bekomme ( vielleicht ein kleiner Gedanke, er freut sich auch, wenn ich die Gaben der Anderen entdecke und wertschätze!).Ich darf erfolgreich sein. Aber was ich kann und tue bestimmt nicht meinen Wert. Es macht mich nicht anderen überlegen. Und wenn ich das begriffen habe, darf ich auch mal versagen oder etwas nicht gut können.

Der Schöpfer des Himmels und der Erde hat mich so wie ich bin erdacht hat, allein das gibt mir Bestätigung und Selbstannahme. Jesus hat sogar sein Leben in großen Schmerzen geopfert für mich.So wertvoll bin ich.


"Birgit-so wie du bist wollte ich Dich. Ich habe dich geschaffen und im Leib Deiner Mutter geformt. Ich habe dich herrlich und ausgezeichnet gemacht!"


Setze Deinem Namen bei diesen Sätzen ein! Diese Anerkennung ist die einzig wahre Anerkennung die zählt. Und: sie sättigt auch.

Die Anerkennung durch Menschen treibt mich nur dazu, noch mehr Anerkennung zu wollen.

Wir kennen viele Lebensgeschichten von „Stars“, die vermeintlich alles hatten und doch hat es nie genug Anerkennung gegeben und das Streben nach mehr hat ihr Leben zerstört. Diese Anerkennung sättigt nicht.


Ich fühle mich gegründet und angekommen, seit ich begriffen habe, dass Gott mich so haben wollte, wie ich bin, dass er mir Begabungen geschenkt hat, die ich ausleben darf- aber mit denen ich nichts beweisen muss.

Ich bin ja schon wunderbar-so wie ich bin!

Und du bist das auch, ganz besonders wunderbar sogar!


Seid gesegnet!


P.S: Wenn der Schöpfer der Welt sagt, dass Du wunderbar bist- dann ist das so!!! Dem wird nicht widersprochen!!! Nicht: „Ja, im Grunde schon, aber da an der Ecke bin ich ein bisschen schwabbelig und außerdem bin ich schlecht in....“ Du bist WUNDERBAR! Punkt.



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1 Comment


damaris.molnar
damaris.molnar
Apr 27, 2021

Ob mit oder ohne Sauerteigbrot, liebe Birgit, einfach wunderbar! Stimmt!

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